Die deutsche Verlagswelt steht vor einem historischen Wandel im Pressevertrieb. Die „Fit for Future“-Allianz, bestehend aus elf führenden Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen und vier Grosso-Unternehmen, hat angekündigt, das traditionelle Presse-Grosso-System umfassend zu reformieren. Ziel ist die Gründung einer zentralen Gesellschaft – der Presse-Grosso-Allianz (PGA) – die ab 2027 den Vertrieb von Presseerzeugnissen organisieren und optimieren soll. Damit reagiert die Allianz auf die veränderten Marktbedingungen und sinkenden Umsätze im Printbereich.
Die beteiligten Unternehmen sind: Bauer Media Group, Burda Verlag GmbH, Frankfurter Allgemeine Zeitung, FUNKE Mediengruppe, Gruner + Jahr, Axel Springer, SPIEGEL-Verlag, Martin Kelter Verlag, Mediengruppe Klambt, VF Verlagsgesellschaft, Süddeutsche Zeitung, sowie die Systempartner: 4Press, Qtrado, PVG und Trunk.
Zukünftig soll die PGA die Rolle des einzigen Vertragspartners für Verlage, Nationalvertriebe und Einzelhandel übernehmen und zentral alle administrativen Aufgaben steuern. Die Logistikaufgaben werden an die Systempartner 4Press, Qtrado, PVG und Trunk vergeben, die bereits eng mit der Allianz verbunden sind. Die Verlage werden über eine gemeinsame Holdinggesellschaft Anteilseigner der PGA, wobei jeder Verlag, ob beteiligt oder nicht, seine Interessen vertreten kann.
Kernaspekt der geplanten Reform ist die Sicherung der „diskriminierungsfreien Verfügbarkeit“ aller Presseprodukte im Einzelhandel. Dabei steht die PGA im Einklang mit dem Bundeskartellamt, das die finale Zustimmung für die Umstrukturierung erteilen muss. Geplant ist, die PGA 2026 zu gründen und das neue System ab 2027 zu aktivieren.
Der Umbau könnte jedoch die bisherigen Grosso-Strukturen erheblich verändern und den heutigen Grossisten neue Rollen zuweisen – hauptsächlich im Bereich Logistik, anstatt wie bisher als eigenständige Akteure im Vertriebssystem zu agieren. Dies stößt auf Widerstand: Einige Grosso-Unternehmen befürchten eine Zerschlagung der bestehenden Vertriebsstrukturen, was ihrer Ansicht nach die Pressevielfalt gefährden könnte. Das derzeitige System mit seiner Neutralitäts- und Belieferungspflicht gilt als Garant für die Verfügbarkeit einer breiten Presselandschaft im deutschen Einzelhandel.
Verlage und Systempartner für eine zukunftssichere Lösung
Die „Fit for Future“-Allianz argumentiert, dass die Reform erhebliche Einsparungen ermöglicht und effizientere Abläufe schafft. Zudem würde die zentrale Struktur der PGA es erleichtern, in Technologien zu investieren, um die künftigen Herausforderungen im Markt zu meistern. Durch zentrale Ansprechpartner und optimierte Prozesse soll die Umstrukturierung dem deutschen Pressemarkt helfen, langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Mit der Gründung der Presse-Grosso-Allianz wird eine neue Ära im Pressevertrieb eingeleitet, die das traditionelle System grundlegend verändert – in der Hoffnung, die Pressevielfalt in Deutschland nachhaltig zu sichern.