Eine Zeitlang schoss eine Land Zeitschrift nach der anderen wie Pilze aus dem Boden. Hier eine LandLust, dort eine Landleben und sie alle vereint den Versuch, die Atmosphäre des Landlebens auf den Leser zu projizieren. Zurecht stellt sich hierbei die Frage: Was ist denn die Atmosphäre des Landlebens? Der Güllegeruch von den Feldern, fehlende Infrastruktur, schlechte Internetverbindungen und die teilweise vorherrschende konservative Einstellung zum Leben sind damit wohl kaum gemeint. Denn bei Stadt- und Landleben tritt das altbekannte Phänomen „auf der anderen Seite ist das Gras grüner“ ein. Die, die in der Stadt ihr zuhause haben, bewundern diejenigen, die ein entspanntes Leben auf dem Land führen. Da wo die Welt eben noch in Ordnung ist. Bei jenen, die vom Land kommen, sieht es wahrscheinlich nicht anders aus.
Jeder weiß natürlich, dass das überspitzt und klischeebehaftet ist, aber dennoch stellt sich die Frage, was macht diese Magazine so erfolgreich? Denn allen voran die LandLust kann sich in Zeiten schlechter Printzahlen entspannt zurücklehnen und sagen „betrifft mich nicht“.
Breit gefächertes Sortiment an Land Zeitschriften
Die Mutter der Land Zeitschriften ist die LandLust. 2005 vom Landwirtschaftsverlag Münster aus der Taufe gehoben und wird mittlerweile mit nahezu einer Million Exemplaren aufgelegt. Das ist eine Hausnummer. Erfolgsgeheimnis: Das Konzept hält, was der Titel verspricht. Ein Magazin, das Lust aufs Land macht.
LandLust weckt Sehnsüchte
Natur und Kultur stehen im Vordergrund und die Macher arbeiten mit großen und ausdrucksstarken Bildern. Schlägt man das Magazin auf, springt einem direkt eine Wiese mit rosa Blumen, genauer Diptam, ins Auge, die im Hintergrund vom Abendlicht angeleuchtet wird. In der Ferne blitzt der Waldrand auf. Als Leser steht man in dem Moment direkt auf dieser Wiese. Und schon fängt das eingerostete Gehirn an, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Man spürt die Wärme des Bildes förmlich, malt sich direkt aus, wie schön ein Picknick in dem Abendrot wäre. Plötzlich ist sie da, die Sehnsucht nach dem Landleben und man ist mittendrin, in der LandLust. Gefesselt von den eigenen Sehnsüchten, die das Magazin zu wecken scheint.
Bei der LandLust, wird die Natur gezeigt wie sie ist. Das ist das Leben vor der Haustür. Welches wir oft gar nicht als so schön empfinden, wie es dargestellt wird. Photoshop sei Dank ist der Sonnenuntergang auf der Blumenwiese sicher nochmal einen Hauch dramatischer, aber im Grunde sind diese kleinen Schönheiten des Alltags schon da. Man muss nur richtig hinschauen. Der LandLust gelingt es mit ihrem klaren, schlichten und wirklich einfachen Konzept wie Design, den Blick für die alltäglichen Dinge wieder zu schärfen .
Wie in anderen Zeitschriften auch
Natürlich sind auch Koch- und Backrezepte schmückendes Beiwerk. Und ja, es gibt Fotos von Familien, die offensichtlich das perfekte Landleben führen. Und ja, es gibt auch Gärten, die vom eigenen so weit entfernt sind, wie die Durchschnittsfrau von Gisele Bündchens Körper. Aber damit kann man gut leben, denn die Mischung macht’s bei der LandLust. Man hat nicht das Gefühl, dass einem ein Lebensstil angedreht wird, der absolut unrealistisch ist. Die LandLust lädt ein zum Träumen und Schwelgen und vielleicht bewegt sie auch den einen oder anderen Leser, sich wieder mehr in der Natur aufzuhalten.
Einer macht’s vor, der Rest zieht nach
Dass in dem Landleben-Segment Leser zu holen sind, ist auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Also haben Deutschlands namhafte Verlage aufgerüstet. Zu erkennen sind sie allesamt daran, dass im Titel in irgendeiner Form das Wort Land verarbeitet worden ist. LandIDEE, Mein schönes Land, LandAPOTHEKE, Landkind und viele mehr.
Erfolgreichster Nachahmer ist die LandIDEE, die seit 2009 vom LandIdee Verlag herausgegeben wird. Ein Joint Venture aus dem Gong Verlag sowie Christian Verlag. Sie hat mittlerweile eine Auflage von gut 300.000 Exemplaren und erscheint, genau wie die LandLust auch, alle zwei Monate. Die Leserschaft ist auch überwiegend weiblich und angesprochen sollen sich auch Städter fühlen, die z.B. nur einen kleinen Balkon haben. Diesen aber auch mit Grün und Blumen verschönern wollen. Das Heft lebt von einer Überzahl an Praxistipps für den eigenen Garten, Balkon oder das Haus. Auch Rezepte kommen nicht zu kurz. Man kann sagen, der Titel hält, was er verspricht. Denn an Ideen mangelt es den Machern scheinbar nicht.
Aus dem gleichen Haus wie die LandIDEE kommt auch die LandAPOTHEKE. Das Magazin debütierte 2012 und erscheint alle drei Monate, also viermal im Jahr. Man ahnt es schon, inhaltlich ist das Magazin auf den „Alternativen zur Schulmedizin“-Zug aufgesprungen. Welche Hausmittel helfen gegen welche Wehwehchen? Der Trend geht ja schon seit langem in Richtung Homöopathie und Hilfe zur Selbsthilfe.
Was steckt sonst noch im Heft? Z.B. eine Anleitung wie man aus Gänseblümchen und Seifenkraut eine Haarkur zusammenstellt. Freilich kann man solchen Rezepten skeptisch gegenüber stehen und sich fragen, wer denn die Zeit hat, sowas umzusetzen. Aber es scheint, als würde sich die Frage den LandAPOTHEKE- Lesern nicht stellen, denn nicht umsonst werden pro Auflage 107.000 Exemplare gedruckt.
Noch mehr Land Zeitschriften
In direkter Konkurrenz zur LandIDEE steht das Burda-Produkt Mein schönes Land. Es kommt daher mit dem Schwestertitel mein schöner Landgarten. Beide Titel stechen mit ihrem modernen Layout hervor. Nicht so überladen und teilweise kitschig wie die LandIDEE. Bei der Garten-Ausgabe liegt der Fokus auf Themen wie „So den Rosenstock zurückschneiden“.
Der Nutzwert für den Leser steht bei den Burda Land-Produkten also deutlich im Fokus. Die Mein schönes Land wird immerhin auch 200.000 mal gedruckt.
Ein weiteres Magazin ist Landhausküche. Man ahnt es – der Inhalt ist sehr rezeptlastig.
Die Macher sämtlicher Land Zeitschriften sind nicht mehr nur eine Nische, die manch einer versucht mit einem Lachen abzuwinken. Denn die Verkaufszahlen lassen viele Verleger vor Neid erblassen. Ihr Geheimnis vollständig erklären lässt sich nicht, aber mit Sicherheit ist die Art, wie sie Sehnsüchte wecken, nicht die falscheste.